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Familie Lehnkering

Ursprung der  Familie Lehnkering in Diepholz und Willenberg ca. 1600


Eine kleine Migrationsgeschichte

 

Wurzeln in Diepholz in Nordwestdeutschland

Die Familie Lehnkering stammt ursprünglich aus dem Ort Diepholz, im heutigen Bundesland Niedersachsen gelegen. Zu der Zeit, als meine Vorfahren dort lebten, gehörte Diepholz zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, später zum Königreich Hannover, das 1866 von Preußen annektiert wurde. Nach der Überlieferung gehörten die Lehnkerings zu den alten Ackerbürger- und Handwerkerfamilien, die dort jahrhundertelang ihren Wohnsitz hatten. Die ersten Namensträger können schon vor 1600 nachgewiesen werden. Nachfahren der Familie leben bis heute in Diepholz.

Einiges zur Geschichte der Diepholzer Familie Lehnkering ist nachzulesen in der

Festschrift zum 125-jährigen Firmenjubiläum der Firma Lehnkering (1979)

Geschäftshaus Lehnkering
Lange Strasse in Diepholz


Lange Strasse in Diepholz
Anfang der 1920er Jahre

 

Auswanderung nach Holland

Der erste urkundlich nachweisbare Vorfahre Heinrich Lehnkering lebte mit seiner Frau Catrina bereits vor 1600 in Diepholz. Mein direkter Vorfahre Carl Wilhelm Lehnkering I. (1789-1849) verließ Diepholz etwa 1814 Richtung Arnheim in Holland. Er folgte seinem ältesten Bruder Johann Heinrich Lehnkering (geb. 1773), der bereits vor 1800 zunächst nach Amsterdam und später nach Arnheim gezogen war. Carl Wilhelm war Rheinschiffer. Er starb in Duisburg-Ruhrort. Seine Söhne Carl Wilhelm Lehnkering (1822-1872) und Heinrich Walter Lehnkering (1825-1866), mein Ururgroßvater, wurden beide in Arnheim/Holland geboren und gründeten später Familien im Ruhrgebiet.

Ob Abenteuerlust oder wirtschaftliche Not die beiden jungen Männer in die Ferne getrieben hatte, ist nur zu vermuten. Auf jeden Fall war das Leben in der Moorlandschaft Nordwestdeutschlands nicht einfach, und zahlreiche Bewohner des Landkreises Diepholz wanderten schon seit dem 30jährigen Krieg in das wohlhabende Nachbarland Holland, um ihr karges Einkommen jenseits der Grenze zu verbessern. Die sogenannten Hollandgänger arbeiteten überwiegend als Wander- oder Saisonarbeiter. Nicht wenige der deutschen Arbeitsmigranten blieben dauerhaft und gründeten Familien in der neuen Heimat. So auch Johann Heinrich (Jan Hendrik) Lehnkering, der die Holländerin Neeltje van Ginkel heiratete. Ihre Nachfahren leben noch heute in den Niederlanden.

In den genealogischen Registern der Niederlande ist eine große Anzahl von Mitgliedern der Familie Lehnkering zu finden. Oft existiert eine deutsche und holländische Version der Namen (z. B. Johann Heinrich - Jan Hendrik, Carl Wilhelm - Carl-Willem, Jakobine - Jacoba Neeltje).

 

Auswanderung nach Amerika

Eng verbunden mit der Geschichte der Hollandgänger ist die der Amerika-Auswanderer. Die Motive der beiden Auswanderergruppen waren ähnliche. Es war vor allem die Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Notlage, die Millionen Menschen dazu trieb, ihre Heimat zu verlassen. Ein weiterer wichtiger Beweggrund war das Streben nach politischer Freiheit. Nachdem 1848/49 in Deutschland der erste Versuch, einen demokratisch verfassten deutschen Nationalstaat zu schaffen, mit militärischer Gewalt niedergeschlagen worden war, nahm die deutsche Zuwanderung nach Amerika deutlich zu.

Wie verzweifelt müssen Menschen gewesen sein, die sich auf eine völlig ungewisse und gefährliche Reise - für die meisten ohne Wiederkehr - eingelassen haben. Wem fallen nicht die Parallelen zu den Flüchtlingsströmen der Gegenwart auf? Ein Armutszeugnis für die Menschheit! Im Grunde hat sich nichts geändert.

Bei meiner Spurensuche im Internet stieß ich auf Dietrich Heinrich Lehnkering. Sein Name stand auf der Passagierliste der Republic, einem Schiff mit verheißungsvollem Namen, das Auswanderer von Deutschland nach Amerika brachte. Heinrichs beschwerliche Reise begann in Bremen, dem damals bedeutendsten Auswanderungshafen für deutsche Emigranten. Er war neunzehn Jahre alt, als er am 15.1.1858 in New York (Castle Garden) ankam.

Ob er um drei Ecken mit mir verwandt war, konnte ich nicht herausfinden. Doch eine Verwandtschaft ist wahrscheinlich, denn der Name Lehnkering ist eher selten und die Vornamen Heinrich und Dietrich kommen in der Familie häufiger vor. Außerdem stammte Heinrich laut Passagierliste aus Hannover, wo die Familie Lehnkering ansässig war. Diepholz war damals Teil des Königreichs Hannover.

Später fand ich Heinrichs Spur auf einer US amerikanischen Genealogie Seite wieder. Aus Dietrich Heinrich war D. Henry Lehnkering geworden. Es hatte ihn nach Hamilton bei Cincinnati in Ohio verschlagen, eine Region, die durch deutschstämmige Einwanderer geprägt wurde. Dietrich Heinrich Lehnkering (auf einer US-amerikanischen Begräbnis-Liste ist sein deutscher Name zu lesen) starb 1912 im Alter von dreiundsiebzig Jahren und wurde auf dem deutschen Friedhof Walnut Hills in Cincinnati beerdigt.

Ob Heinrich-Henry sein Glück gemacht hat? Ich wünsche es ihm. Es war ein weiter Weg aus dem Königreich Hannover nach Ohio in den USA.

Hollandgänger, Amerika-Auswanderer, Heringsfänger

 

Von Holland ins Ruhrgebiet und von da in die weite Welt

Heinrich Lehnkering
Nachfahre von Heinrich Lehnkering aus Diepholz, geb. 1825 in Arnheim/NL, gest. 1866 in Duisburg/Ruhrort

Registers van de Burgerlijke Stand, Arnhem (Gelderland)
Johan Heinrich Walther Lehnkering

Birth:13 May1825, Burgerlijke Stand;
Father: Carl Willem Lehnkering; Mother: Ida Johanna Vielhaber

Carl Lehnkering (1851 - 1906) Neffe von Heinrich und Sohn von Carl Wilhelm L. war Mitbegründer der Spedition und Reederei Lehnkering in Duisburg.

https://www.deutsche-biographie.de/sfz49911.html

Zurück zu meinem Vorfahren Carl Wilhelm (Carl Willem), der als junger Mann nach Holland emigriert war. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Binnenschiffer am Zusammenfluss von Ruhr und Rhein. Die Schiffer blieben unter sich. Carl Wilhelm heiratete 1822 Ida Johanna Vielhaber, die Tochter eines "Beurtschiffers", der wie sein Schwiegersohn zwischen Arnheim und Duisburg-Ruhrort pendelte. Etwa 1831 verlegten Ida und Carl Wilhelm ihren Wohnsitz nach Duisburg-Ruhrort. Sechs von ihren zehn Kindern waren in Arnheim geboren worden, darunter mein Ur-Urgroßvater, der Malermeister Heinrich Walther Lehnkering (1825-1866). Er gründete später eine Familie im Ruhrgebiet mit Verbindungen zum linken Niederrhein. Dieser Familienzweig hatte allerdings nichts mehr mit der Schifffahrt zu tun.

Ganz anders der älteste Bruder von Heinrich: Carl-Wilhelm II. arbeitete wie sein Vater und Großvater in der Schifffahrt Branche. 1872 gründete er kurz vor seinem Tod zusammen mit seinem Sohn Carl Lehnkering (1851-1906) die Spedition und Reederei Lehnkering in Duisburg. Sie gehörten zu jenen Gründerpersönlichkeiten, die durch ihre Initiative den Innenhafen von Duisburg zum  "Brotkorb des Ruhrgebietes" haben werden lassen. https://www.deutsche-biographie.de/sfz49911.html

Die Nachfahren der beiden Brüder, die einst von Diepholz über Arnheim ins Ruhrgebiet zogen, leben heute über die ganze Welt verstreut. Die Gründe für die Wanderung sind vielfältig. Politische Umwälzungen, zwei Weltkriege, die zunehmende individuelle Bewegungsfreiheit in einer globale Welt sind nur einige davon.

 

Die Bedeutung des Namens Lehnkering lt. Prof. Udolph

Der Familienname Lehnkering ist sehr selten. Er stammt aus dem Nordwesten Deutschlands (Raum Diepholz).

Die Schreibweise des Familiennamens Lehnkering variierte im Laufe der Jahrhunderte. Es gab die Formen: Leickering, Lenckerinck, Lhenekerinck, Lenekerinck, Leneker, Lenckering, Lenekringh, Lenekering, Lenekring, Leenkering, Lenkering, Länkering.

Prof. Udolph erklärt den Namen folgendermaßen:
Die Endsilbe -ing im Namen Lehnkering deutet auf eine  patronymische Bildung hin, die im ersten Teil einen Vornamen verlangt. Den Vornamen deutet er als Lanker oder Lenker (Umlautvariante). Das ist ein alter germanischer Vorname, der sich aus zwei Teilen zusammensetzt, aus Land und Ger (als Ger bezeichnet man den Wurfspieß oder Speer der alten Germanen).

Ein Lehnkering ist also ein Sohn oder Nachkomme des Lanker oder Lenker.

Chronologie der Familiengeschichte bis Ende des 19. Jahrhunderts

16. Jahrhundert

Bis etwa 1600 sind nur einzelne Nachweise vorhanden, die aus den verschiedensten Quellen stammen.

1527

1527 gibt es den Ratsherrn Harteke Lenckerinck

1535

1535 ist Bernd Lhenekerinck, der als Ratsherr und Kirchengeschworener beim Verkauf eines Kirchengrundstücks zugegen.

1550

1550 vergibt Graf Rudolf von Diepholz eine Wiese am Huntebruch an Heinrich Leneker.

1570

1570 sind zwei Wiesenbesitzer erwähnt, Bartold Lenckering und Hinrich Lenekringh.

1578

Joist Leneker ist 1587 im Kornregister aufgeführt.

1591

Gerd Leneker(ing), warscheinlich 1540 geboren, war 1591 Ratsherr, 1594 und 1607 Bürgermeister.

1594

Johann Lenekring ist 1594 am Tage Palmarum Zeuge beim Verkauf eines Grundstücks "de Riede". Er war ein Sohn des oben erwähnten Bartold und hat vor 1600 geheiratet. Mit Frau und Sohn ist er im Kirchenbuch erwähnt.

1598

Schon vor 1600 lebt ein Heinrich (I) Lehnkering und seine Frau Catrina in Diepholz.
Sie haben eine Tochter Aleke und einen Sohn Heinrich (II) Lehnkering (1598 - 1662).

17. Jahrhundert

 

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts gibt es wahrscheinlich drei Familien Lehnkering in Diepholz.

1617

Zu jener Zeit hat auch Wobbecke Lenekerinck gelebt, deren Grabplatte noch vorhanden ist: "An 1617 den 24 Mai ist de ehrbar und vil tugendsame Wobbecke Lenekerinck, Alert Boningh eheliche Hausfrau   ... weselich in Got den Heren entslapen"

1626

Johann Lenekring (Sohn des oben erwähnten Johann Lenekring) heiratet 1626 Anna thor Waje, die bereits 1628 an der Pest stirbt.

1627

Heinrich (II) Lehnkering (1598 - 1662) heiratet 1627 Catrina (Trineke) Koop (1604-1676). Auf Heinrich und seine Frau Catrina Koop baut der Stammbaum meiner Familie lückenlos auf.

1629

Heinrichs Schwester Aleke Lehnkering (Tocher von Heinrich (I) und seiner Frau Catrina) heiratet 1629 Johann Schütte.

1629

1631

Aus der Ehe von Heinrich (II) Lehnkering und seiner Frau Catrina sind zwei Kinder erwähnt:

1629 wird eine Tochter getauft (ohne Namenseintrag)

1631 wird die Tochter Trineke geboren.

1654

1654 wohnen Heinrich (II) Lehnkering und seine Frau auf dem Willenberg.

1663

1663 heiratet Trineke Lehnkering Cord Fois auf der Masch, der seit seiner Heirat stets Cord Lehnkering auf der Masch heißt. Er wird 1688 begraben.

1665

Aus dieser Ehe sind vier Kinder bekannt: Heinrich (III) Lehnkering (1665-1743), Catrina Margret (*1671), Margret Liesabeth, (*1675) und Dietrich (*1679).

1684

Cordt Lehnkering hat einen Kamp unweit Hemtewede

1699

Heinrich (III) Lehnkering ist Ackerbürger auf dem Willenberg. Er heiratet 1699 Margreta Israel. Aus der Ehe gehen sieben Kinder hervor. 

18. Jahrhundert

1704

1710

1735

Unter den sieben Kindern des Heinrich (III) Lehnkering und seiner Frau Margeta Israel sind:
Johann Dietrich (1704-1756), Vorfahre der Familien in Holland und im Ruhrgebiet

Johann Wilhelm (1710-1759), Urgroßvater des Diepholzer Firmengründers

Cordt (Heinrich) Hinrich (1699-1761)), 1735 unter den Interessenten der Willenberger Masch verzeichnet

1740

Johann Wilhelm Lehnkering (1710-1759) heiratet 1740 Margarethe Koop und übernimmt die große Koopsche Bürgerstelle Willenberg 8. Später bekommt sein Sohn Dietrich Bernhard L. die Hofstelle Willenberg 11 hinzu.

1798

1798 erwirbt Johann Wilhelm Lehnkering (1744-1820), Sohn des Johann Dietrich L., die Hofstelle Willenberg 10.

19. Jahrhundert

1814

Johann Wilhelms Sohn Carl Wilhelm Lehnkering (*1789), mein direkter Vorfahre, wandert ca. 1814 nach Arnheim (Holland) aus und später nach Duisburg-Ruhrort. Er und seine Frau Ida Johanna Vielhaber gründen den Zweig der Familie Lehnkering, der im Ruhrgebiet ansässig wird.

1854

Christian Friedrich L. (1784-1824) gründet die Firma Lehnkering in Diepholz.
Die Geschichte der Diepholzer Familie Lehnkering ist in der 1979 erschienenen Festschrift zum 125-jährigen Firmenjubiläum nachzulesen.

1872

Carl Wilhelm Lehnkering (geb. 1822 in Arnheim) gründet die Spedition und Reederei Lehnkering in Duisburg-Ruhrort.
 

Quellen
  • Dank an Herrn Falk Liebezeit (Stadtarchivar in Diepholz), der vor allem für die Zeit vor 1665 ergänzendes Material über die Familie Lehnkering zur Verfügung stellte.

  • Neben den Aufzeichnungen meines Vaters war vor allem die Schrift von K. Müller eine wertvolle Quelle:
    Müller: Die Diepholzer & Willenberger Familien im 17. Jhrd.

  • Außerdem stellte mir Carl Friedrich Lehnkering aus Diepholz die Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum der beiden Firmen Lehnkering zur Verfügung (1979)

  • Wilfried Gerke: Wo einst das Moor die Grenze war Die Geschichte von Diepholz - Ein Ort in seiner Region

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